Was tun im Notfall? |
Verena Schmidt |
16.08.2024 15:00 Uhr |
Beispielhaft seien hier noch weitere Arzneimittel genannt, die für Kinder bereits in geringer Dosis gefährlich werden können. Antiarrhythmika wie etwa Amiodaron und Flecainid könnten zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen, warnt das BfR. Bei diesen Wirkstoffen ist die Aufnahme von »nur« einer Tablette als gefährlich einzustufen – Eltern sollten umgehend den Notarzt alarmieren. Gleiches gilt bei der Einnahme von einer Tablette eines oralen Antidiabetikums wie Glibenclamid oder Glimepirid. Das kann zu einer Unterzuckerung führen, die über viele Stunden anhält; es können Bewusstlosigkeit und Krampfanfälle auftreten. Kinder müssen nach der versehentlichen Einnahme mindestens 24 Stunden in der Kinderklinik überwacht und behandelt werden. Wird die Einnahme erst durch Auffälligkeiten des Kindes bemerkt, beispielsweise durch plötzliches Schwitzen mit Heißhunger, Verwirrtheit, Ohnmacht oder einen Krampfanfall, ist der Notruf 112 zu alarmieren. Einem wachen, ansprechbaren Kind sollten Eltern sofort Traubenzucker, Apfelsaft oder Ähnliches verabreichen, so das BfR.
Auch bei trizyklischen Antidepressiva wie Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin, Imipramin, Opipramol und Trimipramin sowie selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) wie Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin reicht mitunter eine Tablette aus, um Schläfrigkeit und Wesensveränderungen hervorzurufen. Unruhe und Verwirrtheit mit und ohne Erbrechen sind ebenfalls möglich. In größeren Mengen können die Wirkstoffe zu Krampfanfällen und Herzrhythmusstörungen führen. Schläfrige oder verwirrte Kinder sollten Eltern in der Kinderklinik vorstellen – am besten die Medikamentenschachtel mitnehmen. Dauert der Weg zur Klinik länger als etwa 15 Minuten, rät das BfR, den Rettungsdienst zu alarmieren.
Nach Einnahme von Opioiden wie Buprenorphin, Codein, Fentanyl, Morphin, Oxycodon, Polamidon/Methadon, Tilidin oder Tramadol besteht bei erhöhten Mengen die Gefahr, dass Bewusstlosigkeit, verminderte Atmung und Krampfanfälle auftreten. Retardpräparate sind besonders gefährlich, wenn sie unbemerkt eingenommen werden und die Beschwerden verzögert, beispielsweise erst in der Nacht, auftreten. Das BfR rät, den Kinderarzt oder ein Giftinformationszentrum anzurufen. Kinder, die auffällig schläfrig sind, sollten in der Kinderklinik untersucht werden.