Das Aus für manchen Inhaltsstoff |
Von den aktuell als CMR-Stoffe neu aufgenommenen 23 Inhaltsstoffen sind vor allem zwei für die Praxis relevant: der Duftstoff Lilial sowie das Biozid Zink-Pyrithion. Beide Stoffe wurden in der Risikobewertung auf »Repr. 1B«, also »wahrscheinlich reproduktionstoxisch« hochgestuft. Vor dem 1. März 2022 mussten die betroffenen Produkte aus dem Verkauf genommen werden.
Zink-Pyrithion kommt in einigen Anti-Schuppen-Shampoos, aber auch beispielsweise in einem Rasierschaum von Avène vor. Der Stoff war ohnehin schon umstritten, da er die Haut reizen kann und giftig für Wasserorgansimen ist. In Kosmetika ist er gemäß der International Nomenclature of Cosmetic Ingredients (INCI) als Zinc Pyrithione zu finden.
Lilial ist als synthetischer Duftstoff in zahlreichen Kosmetika enthalten. Organisationen wie der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) oder Online-Datenbanken wie CodeCheck haben schon länger vor dem Inhaltsstoff gewarnt, da er Hautreizungen und allergische Reaktionen mit Entzündung, Juckreiz und Bläschenbildung auslösen kann. Auf der Umverpackung steht Lilial meist mit der INCI-Bezeichnung Butylphenyl Methylpropion oder auch Lysmeral.
Außer Lilial sind auch andere Duftstoffe umstritten. Verbraucher können allerdings nicht immer erkennen, welche Duftstoffe in einem Produkt enthalten sind. Duftstoffe dürfen allgemein unter der INCI-Bezeichnung »Parfum« zusammengefasst werden. Eine Ausnahme gibt es nur für 26 besonders allergene Stoffe, die Hersteller ab einem bestimmten Gehalt namentlich deklarieren müssen. Diese 26 Bestandteile, darunter 24 Duftstoffe und zwei Moosextrakte, müssen angegeben werden, wenn ihr Gehalt in Rinse-Off-Produkten, also Produkten, die nach der Benutzung wieder abgewaschen werden (Duschgel, Haarwaschmittel, Seife), 0,01 Prozent übersteigt. Außerdem auch in Leave-On-Produkten, also Produkten, die auf der Haut oder den Haaren verbleiben (Lotionen, Make-up, Sonnengele, Deos, Parfüm, Haarfestiger) wenn ihr Gehalt 0,001 Prozent übersteigt.
In Diskussion ist, die Liste auf weitere Duftstoffe zu erweitern. Kunden, die auf Duftstoffe empfindlich reagieren, kann die PTA duftstofffreie Alternativen empfehlen. Eine gute Empfehlung sind Produkte mit dem DAAB-Logo, die weder Duftstoffe noch allergene Konservierungsstoffe enthalten, oder Naturkosmetik, zum Beispiel von Lavera, Dr. Hauschka, Weleda, Primavera oder Speick.
Am 31. Januar 2022 wurde eine Änderung bezüglich Methyl-N-methylanthranilate (M-N-MA) veröffentlicht. Dabei handelt es sich um einen Duftinhaltsstoff, der in Kosmetika wie Parfums, Shampoos oder Seifen verwendet wird. Bislang unterlag M-N-MA keinen Verboten oder Beschränkungen in Kosmetika. Allerdings befand der SCCS den Stoff bereits vor Jahren als fototoxisch. Daher können die Experten ein potenzielles Risiko bei Verwendung von M-N-MA in Sonnenschutzmitteln und Produkten, die für die Exposition gegenüber natürlichem oder künstlichem UV-Licht vermarktet werden, nicht ausschließen. Das gleiche gilt für andere Leave-On-Produkte, bei denen die Konzentration des Stoffes mehr als 0,1 Prozent beträgt, und 0,2 Prozent bei Rinse-Off-Mitteln. Entsprechende Beschränkungen wurden im Januar dieses Jahres beschlossen. Außerdem gilt, dass Mittel mit M-N-MA nicht zusammen mit nitrosierenden Agenzien verwenden werden dürfen. Hintergrund ist, dass der SCCS beschloss, dass sekundäre Amine wie M-N-MA nicht mit zufällig nitrosierenden Stoffen wie mit Nitrit behandelten Rohstoffbehältern in Berührung kommen sollten. Ab dem 21. August 2022 dürfen Kosmetika, die den neuen Vorgaben nicht entsprechen, nicht mehr in Verkehr gebracht werden.