Gegen den Sauerstoff-Mangel |
Um die negativen Folgen für die Gesundheit zu reduzieren, ist es wichtig, die ersten Anzeichen ernst zu nehmen. Wer monatelang an morgendlichem Hustenreiz mit oder ohne Auswurf leidet, vielleicht auch schon merkt, dass bei körperlicher Belastung schneller die Luft ausgeht, sollte dringend seine Lungenfunktion überprüfen lassen – und das am besten bei einem Lungenfacharzt: Ein sogenanntes Spirometer misst beim Hineinpusten die durchströmende Luftmenge.
Die Einsekundenkapazität FEV1 (englisch: forced expiratory volume at 1 sec) gibt an, wie viel Luft der Patient nach tiefem Einatmen innerhalb der ersten Sekunde wieder ausatmen kann. Je niedriger der FEV1-Wert in Relation zur maximalen Luftmenge in der Lunge ist, desto ausgeprägter ist die COPD. Um die Diagnose abzusichern und das Erkrankungsstadium zu bestimmen, schließen sich bei Bedarf weitere Untersuchungen an – zum Beispiel Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, eine Blutgasanalyse oder eine Lungenfunktionsmessung in einer geschlossenen Messkabine (Ganzkörper- Plethysmographie).
Eine frühzeitige medikamentöse Therapie bremst das Voranschreiten der COPD. Die meisten bronchienerweiternden Wirkstoffe (Bronchodilatatoren) werde heute in inhalativer Form eingesetzt. Weil sie direkt in die Atemwege gelangen, sind geringere Dosierungen als bei einer oralen Anwendung nötig und das Risiko von Nebenwirkungen sinkt. Je nach dem Ausmaß der Beschwerden und dem Verlauf der Erkrankung kommen sowohl Bedarfs- als auch Dauermedikamente zum Einsatz.
Die wichtigsten Wirkstoffklassen zur Therapie der COPD sind Anticholinergika und Beta-Mimetika. Beide gibt es als kurzwirksame Arzneimittel zur Bedarfsmedikation und als langwirksame zur Daueranwendung. Wer nur eine leichte COPD und selten Beschwerden hat, kommt unter Umständen mit einem kurzwirksamen Mittel zur bedarfsorientierten Behandlung aus.
Am häufigsten werden für diesen Einsatzbereich Beta-Mimetika wie Salbutamol, Fenoterol oder Terbutalin verschrieben. Fachleute bezeichnen sie nach dem englischen Ausdruck »Short Acting Beta-2-Agonists« auch als SABA. Sie erweitern innerhalb weniger Minuten die Atemwege und lindern so die Luftnot. Nach vier bis sechs Stunden lässt die Wirkung wieder nach. Kurzwirksame Anticholinergika (SAMA, Short Acting Muscarinic Antagonists) verbessern die Atembeschwerden bis zu acht Stunden lang. Ihr bekanntester Vertreter ist Ipratropium (z. B. Atrovent®). Beide Medikamentengruppen gelten als gleichwertig – sowohl hinsichtlich der Verträglichkeit als auch der Wirksamkeit.
Ein Problem der Bedarfsmedikamente: Je häufiger sie eingesetzt werden, desto kürzer wirken sie und desto eher treten Nebenwirkungen auf. Bei SABA können das zum Beispiel Herzrasen und Zittern sein, bei SAMA eher Mundtrockenheit, Husten oder Kopfschmerzen. Für eine Langzeittherapie sind sie den medizinischen Leitlinien zufolge nicht geeignet.
Patientinnen und Patienten mit einer weiter fortgeschrittenen COPD erhalten deshalb Bronchodilatatoren mit einer Wirkungsdauer von mindestens zwölf Stunden zur Basistherapie. Anticholinergika (LAMA; zum Beispiel Tiotropium oder Aclidinium) und Beta-Mimetika (LABA; zum Beispiel Formoterol, Indacaterol) lindern die Atembeschwerden in vergleichbarem Maß. Wenn bereits schwere Verschlechterungsschübe auftraten, scheinen LAMA allerdings von Vorteil zu sein: Sie verringerten die Zahl von Exazerbationen in Studien stärker als LABA. Vorsicht ist bei Menschen mit Grünem Star (Glaukom) geboten, da LAMA den Augeninnendruck erhöhen können.